PLUSMINUS: Anti-Thai-Restaurants im Test – Koh Phangan

Also eigentlich würde es mir nie in den Sinn kommen, in Thailand nichts thailändisches zu Essen – es schmeckt einfach immer zu herrlich! Die Auswahl ist riesig, das Essen immer frisch und hinterher geworfen bekommt man es meistens auch noch: Ab 1,50 Euro kann hier jeder satt werden. Aber jetzt, wo ich schon eine Zeit lang unterwegs bin, ist die Sehnsucht nach was anderem meistens schon groß. Vier Restaurants hab ich getestet, hier geht’s zum Check:

Griechisch: Koh Mykonos

Fernab vom Schuss und irgendwo im Nirgendwo weiß Aimílios, was der deutsche Tourist braucht: Hack und Mett! Spezialisierte Hackfleischgerichte jeglicher Art stehen hier auf der Karte, wenngleich Hackfleisch an diesem Tag aus war. Zu versteckt sei das Restaurant, weswegen nicht wirklich viele Menschen den Weg dorthin finden würden, so die Anklage des Kochs. Deswegen gibt es eigentlich jeden Tag nur das, wo er gerade selbst drauf Bock hat. Davon werden dann 5 Portionen vorbereitet und wenn 5 Leute da waren und alles aufgegessen wurde, wird der Laden für den Rest des Tages geschlossen. Ein durchaus interessantes Konzept, das, wie er selbst zugibt, nicht wirklich auf Erfolgskurs steht. Aber das ist ihm egal, denn auf Koh Phangan ist eigentlich alles egal, irgendwie kommt man schon durch, so die Aussage. An meinem Test-Tag hatte er Lust auf Souflaki, weswegen mir ans Herz gelegt wurde, auch Lust auf Souflaki zu haben – was anderes gabs nämlich nicht.

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PLUSMINUS: Nach langem hin und her und Entscheidungsbehinderung aufgrund der massiven Auswahl habe ich mich für das Souflaki entschieden. Das Fleisch war saftig, exzellent gewürzt und hat geschmeckt, wie es auch bei meinem Lieblingsgriechen in Nürnberg schmeckt: Fantastisch. Dazu gab es Pommes, zu denen ich gerne den von ihm empfohlenen Extra-Cheese gegessen habe. In der Planung durchaus gut durchdacht, in der Umsetzung massiv gescheitert: Dieser Käse hat absolut nicht auf die Pommes gepasst. Ich will nie wieder Pommes mit Käse essen, das schmeckt nämlich eklig. Der griechische Beilagensalat hingegen hat eine Geschmacksexplosion erzeugt, was aber auch an den Oliven und Feta liegen könnte, worauf ich extrem stehe. Die Portion Tzatziki war mit 3 Euro definitiv zu teuer berechnet, lecker war er aber schon. Fazit: Ebenfalls eine willkommene Abwechslung, wenn das Thai-Essen zum Hals raushängt. Dazu passt Ouzo.

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Indisch: Bollywood

Also entweder heißt es Bollywood oder aber vielleicht auch Renscha Indian Restaurant. So ganz genau weiß das die Besitzerin selbst nicht, aber der Laden läuft auf jeden Fall. Zurecht, denn die Auswahl ist riesig, das Essen super lecker und außerdem stellt der Schuppen eine superchillige Strandbar dar, in der man beim Essen in gemütlichen Sitzecken rumgammelt und dabei Meer und Palmen sieht. Des indischen Essens weniger belesen war die Verwirrung irgendwo zwischen Reshmi, Tikka und Bhindi Masala groß, umso schwieriger die Entscheidung. Orientierungslos und des baldigen Durchfallanfalls ohnehin schon sicher habe ich mich mutig und risikofreudig an das mystische Dhoti Daal und Chicken Vandaloo  gewagt, dazu gabs Pakora und ein Naan-Brot mit Knoblauch.

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PLUSMINUS: Die hilfreichen Fotos neben der Menükarte haben kein realistisches Bild des tatsächlich Servierten abgegeben, die Schüsseln waren nämlich viel kleiner als auf dem Bild. Eine Täuschung, die bei der Essenplanung durchaus zu Fehlentscheidungen führen kann! Dennoch möchte ich meinen Mund nicht zu weit aufreisen, geschafft hab ichs nämlich trotzdem nicht. Was wild klingt, schmeckt auch wild: Das Linsencurry (Daal) hatte mindestens 20 Gewürze zu verzeichnen, die allesamt ganz prima zusammengepasst haben. Sowohl das frittierte Gemüse-Irgendwas als auch Chicken Vandaloo konnten da problemlos mithalten. Auf dem Naan-Brot waren mindestens 5 Knoblauchzehen auf kleinsten Raum zusammengepfercht, was zwar sehr lecker war, mir persönlich allerdings ordentlich den Kreislauf nach unten geschraubt hat. Negativ: Es kam, wie es kommen musste – unmittelbar nach dem Essen ging die Bauch-Party los, alles in allem aber durchaus verkraftbar. Eine absolut empfehlenswerte Alternative zum Thai-Food, nicht jedoch zum asiatischen Essen im Allgemeinen – es ist ja schließlich auch asiatisch. Dazu passt Wasser, um die Verdauung in den Griff zu kriegen.

Deutsch: Tölzer Hütte

„Ich kann die ganze Scheiße nicht mehr sehen“, so der Gedankengang, als der lustige Axel vor 10 Jahren auf die Insel kam. Genervt vom Thai-Food war seine Idee schon pfiffig, ein deutsches Restaurant aus dem Boden zu stampfen: Die Tölzer Hütte. Recht bayerisch sieht es aus, geschmückt im blau und weiß und beinahe klischeehaft: Der ganze Schuppen sitzt voll mit Deutschen und alle trinken Weizen. Was hat der junge Mann zu bieten? Leberkäs, Bratwürste mit Kraut, Paprikarahmschnitzel und weitere Gerichte divers. Seine Wurstprodukte bekommt er von einem deutschen Metzger, der seinen Laden auf der Nachbarinsel Koh Samui angesiedelt hat. Da die Sehnsucht nach der deutschen Brotzeit groß war, habe ich mich beim Test für den Wurstsalat entschieden.

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PLUSMINUS: In diesem Moment hätte man mir auch einen ekelhaften Gammel-Wurstsalat in den Mund schieben können, mir hätte es wahrscheinlich trotzdem geschmeckt, so sehr hatte ich da Lust darauf. Die Lyoner Wurst vom deutschen Metzger hat geschmeckt, wie eine Wurst nach 4 Monaten Abszinenz schmeckt: Geil. Auch der Essig-Sud hat das deutsche Herz höher schlagen lassen. Negativ: Das Verhältnis Wurst-Garnitur war nicht ausgewogen. Zu wenig Wurst, zu viel Kopfsalat, den ich persönlich nicht in einen Wurstsalat mischen würde. Der angepriesene, untergemischte Emmentaler war ein Gouda, wenngleich er es nicht zugeben wollte. Aber ich bin ja nicht blöd. Als Beilage gab es eine Brezel, was zwar gepasst hat, ein Brot wäre aber besser gewesen. Fazit: Nicht zu vergleichen mit meinem selbstgemachten Wurstsalat, aber dennoch ein Gedicht nach 4 Monaten asiatischem Essen! Dazu passt Radler.

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Asia-Fusion: Beachlounge

Zum Teil auch asiatisch, aber kein „wir-schmeißen-alles-was-wir-haben-in-den-Wok-und-kucken-was-passiert“ – Food. Meeresfrüchte, Thai, Vegetarisch und asiatische Fusionsküche stehen hier auf der Karte, die Auswahl an Gerichten ist zwar klein, dauert aber trotzdem eine halbe Stunde. Mit Kapern-Olivenöl-Minz-Marinade und Wassermelonen-Feta-Salat wird hier geworben, kombiniert werden kann es mit Riesengambas, ganzen Tintenfischen oder einem King-Fisch. Nach elendigem hin und her habe ich mich für die Zitronengras-Riesenscampis auf Salat mit Vinaigrette und einen ganzen Tintenfisch in einer Curry-Lime-Leave-Garlic-Marinade entschieden.

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PLUSMINUS: Dieses Essen war einfach zu gut. Meine Güte. Hier hat auch das Auge mitgegessen, da schmeckt es natürlich gleich doppelt so lecker. Die Scampis waren anders als gewohnt nicht mit Gewürzen eingerieben, sondern zu einem wilden Konstrukt auf das Zitronengras aufgespießt, was zum einen hübsch war und zum anderen einen ganz besonderen Zitronengras-Kick gegeben hat. Und auch der Tintenfisch hat maximal überzeugt: Ich bin ja eigentlich kein Calamari-Freund, mir persönlich ist das meisten zu gummiartig. Nicht aber dieser Tintenfisch! Ich weiß nicht, was die da in der Küche gemacht haben, vielleicht haben sie ihn zuerst gestreichelt und dann mit Gold eingerieben – aber dieser Fisch war ein ultimativer Food-Porno! Wieder ein Ticken zu viel Knoblauch, was sich aber durchaus verkraften lies. Bei der Bestellung war ich wohl leider zu aufgeregt, weswegen ich sowohl bei Vor- als auch Hauptspeise Salat als Beilage hatte – definitiv zu wenig Kohlehydrate, was sich im Nachgang jedoch leicht durch zwei 5-Cent Brownies aus dem Supermarkt kaschieren ließ. Einziger Nachteil bei diesem Edel-Laden: Ich habe in 2 Stunden mein gesamtes Tagesbudget ausgegeben!

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Nächste Woche im Blog: 5 geile Thaifood-Rezepte, gestohlen aus Koh Phangans Hinterhof-Gar-Küchen.

7 Comments

  • Corinna sagt:

    Ich liebe Deinen Schreibstil! Ich habe bei jedem Artikel mindestens einmal ein fettes Grinsen im Gesicht! Mach weiter so!
    Was ich jetzt allerdings nicht so geil finde, ist der Hunger, der sich jetzt breitgemacht hat! Ich glaub ich geh mal einkaufen! 😉

  • marieke sagt:

    Zu viel knoblauch gibt es gar nicht! 😀
    Ich bin im mai das erste mal in thailand und bin froh zu wissen, dass ich auch was anderes kriegen kann. Scharfes Vertrag ich nichz so 🙁

    • Cat Cat sagt:

      Da musst du aber aufpassen – wenn auf der Karte „nicht scharf“ steht, ist es meistens trotzdem extrem würzig, wenn nicht sogar minimal scharf;)

  • Stefan El Jorge sagt:

    Ich weiß ja nicht, wie lang Du für so nen Artikel immer brauchst, aber ich amüsier mich jedes Mal köstlich drüber. Bravissimo!

    Deutscher Wurstsalat in Asien… ganz großes Tennis!

    • Cat Cat sagt:

      Danke dir! Hab mittlerweile auch schon einen Wurstsalat in Neuseeland gegessen, das war schon fast genauso gut wie daheim – aber nur fast, langsam aber sicher brauch ich mal wieder nen soliden Essig-Sud 🙂

  • Birte sagt:

    Du bist der oberknaller (oder Oberkellner wie mir Autokorrektur vorschlägt)!!! Ich liebe deine texte! Viel Spaß bei woschtsalat und co und noch besser bei pad Thai. Birte

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