Mir gefällt sowas ab und an ganz gut: Eine runtergerockte Bambushütte abseits jeglicher Zivilisation. Dort, wo Google Maps nur noch Off-Road Straßen anzeigt, wenn ich dem Tuk Tuk Fahrer die Adresse für die nächste Wahlunterkunft zeige. Der die Stirn in Falten legt und mit Händen und Füßen zu verstehen gibt, dass er partout keinen Plan hat, wo das eigentlich sein soll. Wenn die Räder des kleinen Asien-Mobils auf dem staubigen Weg überdrehen, die Rumpel in eine ungünstige Seitenlage gerät und sogar schon Palmenblätter durch den Einstieg streifen. Dann fühlt es sich so an, als hätte man alles richtig gemacht bei der Buchung. So wie auf dem Weg zum Brookline Safari Resort in Udawalawe auf Sri Lanka!
Nur noch ein einzige Hütte ist auf booking.com hier übrig. So ein Glück! Dass es in der gesamten „Anlage“ auch nur eine einzige Hütte gibt, das fällt mir erst auf, als wir hier ankommen. Eine Tür öffnet sich, heraus kommt ein kleines Mädchen, etwa 12 Jahre alt, und zeigt auf das neue Zuhause. Sie spricht nicht, stahlt nur, kann kaum Englisch, und ich peinlicherweise auch kein Wort Singalesisch. Ein kleiner Weg führt in einen tiefgrünen Dschungel, umsäumt von Palmen, überall sind pinke Blumen und eine kleine Schaukel. Unten steht sie, das kleine Schmuckstück. Eine Bambushütte, liebevollst zusammengeklopft, mit Pflanzen und Lichterketten dekoriert. Ein Sofa mit einem knallpinken Flauschüberzug lädt zum gemütlichen Verweilen ein.
Ein Router baumelt neben der Steckdose, doch dieser Router funktioniert nicht. Heißt: Digital Detox für die Dauer des Aufenthalts, was zu 100 % auf keinen Fall schadet. Hier fühle ich mich wohl! Innen alles schön ordentlich und urig, das Bad wie immer in einem desolaten Zustand. Empfindlich sein darf man hier nicht!
Willkommen Irgendwo im Nirgendwo!
In der näheren Umgebung gibt es hier gar nichts. Nada! Keine anderen Anlagen, keine privaten Häuser, kein Restaurant. Kein Shop. Bei uns kocht eine nette Frau, die Frau des Besitzers, der aber nicht da ist Wir verständigen uns mit Händen und Füßen, es gelingt grob. Das Essen ist der Hammer.
Beim Spaziergang drum herum stelle ich fest, dass das wohl der abgeschiedenste Ort ist, an dem ich während meiner gesamten Reisekarriere je gelebt habe. Es gibt ein paar Gehwege, üppige Vegetation, Felder, Flüsse und sowas wie einen Wald. Was wohl hier dann auch wieder Dschungel heißt.
Am Abend beginnt es zu Schütten, und zwar so dermaßen, dass sich die ganze Anlage binnen Sekunden mit reißenden Bächen füllt. Vollgespritzt mit Schlamm, bei einer Luftfeuchtigkeit von ungefähr 93% geht’s ein wenig erschöpft auf den Balkon der kleinen Dschungelhütte.
Dass ich nun auch noch menstruiere und gleichzeitig Sri Lanka-Durchfall habe, ist zwar mehr oder weniger unschön, fühlt sich aber so an, als würde es gut zu diesem Ort hier passen. Ich fühle mich unglaublich wild. Ein bisschen wie ein Tier! Und davon gibt es hier genug.
Ich liege unter meinem Moskitonetz und lausche in die Nacht hinein. Einen dramatischer Pfau, lauten Gecko und komplett entsetzten Hund identifiziere ich sofort. Außerdem höre ich eine sprudelnde Quelle, eine Kokosnuss, die beinahe das Hüttendach zerschmettert, und ein Tier unbekannter Art, das die ganze Nacht abwechselnd über dem Dach, unter dem Boden und um die Hütte herum rennt.
Was das wohl sein mag?
Vielleicht ein Ratte. Es gibt nämlich auch einen kleinen Schiss auf dem Waschbeckenrand, bei dem ich mir aber noch nicht ganz sicher bin, wer ihn hier abgelegt hat. Aber die Größe würde passen!
Mit Tierschissen kenn ich mich aus!
Zu Hause höre ich mir am Abend immer gerne Natursounds auf Spotify an, die ich dann im Schlafzimmer via Bluetooth auf meiner JBL-Box abspiele. Meistens Lautstärke 1, manchmal Lagerfeuergeräusche, manchmal Meeresrauschen, manchmal „rauschender Bach“. Hier ist Lautstärke 7, und zwar in Real, aber keine Box, die ich leiser stellen kann. Da ich ohnehin ein schlechter Schläfer bin, arrangiere ich mich mit den neuen natürlichen Gegebenheiten, lege meinen Arm um meinen vor Angst zitternden Freund und schütze ihn so vor den Gefahren der Dschungelnacht. Die ohnehin um 4:45 Uhr endet, denn es geht auf Safari in den Nationalpark von Udawalawe. Genau meine Uhrzeit. Und weil ich mich bei meinem ersten Blogpost nach 3 Jahren nicht sofort übernehmen will, ist hier auch schon Schluss mit der Schreiberei. Dafür geht’s hier zum dazugehörigen Video auf unserem neuen Youtube-Kanal. Check this out: