Wenn man sich auf Reisen verliebt: Inselhopping Thailand

Ja, ich weiß, jetzt denken wieder alle: Die Alte hat nen Lattenschuss. Gerade mal 2 Monate weg und bestimmt wieder ein Herzschmerz-Drama. Es ist immer leicht, von der Liebe zu reden, wenn man auf großer Reise unterwegs ist. Der Alltagstrott liegt hinter einem und von heute auf morgen findet man sich in einem beinahe surrealem Leben wieder. Keine beschissene Arbeitswoche, niemand betreibt Frustsaufen ab 17 Uhr und die bösen Gedanken über einige besonders dämliche Menschen, die das Schlaganfallrisiko zu Hause bedeutend erhöht haben, verschwinden mit der Zeit. Die Tage werden länger, das Wetter besser, der Lifestyle schöner. Es ist warm, ständig scheint die Sonne und unfassbar viele, interessante Menschen laufen einem über den Weg. Tag für Tag. Immer und immer wieder.

Ich habe mich verliebt.

Allerdings muss ich zugeben, dass die ganze Geschichte schon ein bisschen länger dauert. 2010 hatten wir uns kennengelernt, aber mehr als eine ständige hop-on-hop-off Beziehung war einfach nicht drin. Ich wollte in den letzten 4 Jahren schließlich auch Anderes ausprobieren – bin ja noch jung. Aber trotzdem bin ich immer wieder zurück gerannt.

Meine große Liebe heißt Thailand.

Seit genau 9 Wochen bin ich jetzt unterwegs, gesehen hab ich schon viel. Bali, Gili Islands, Nusa Lembongan, Sumatra, Penang und Langkawi, um genau zu sein. Doch jetzt, seit etwa 2 Wochen, bin ich da, wo es mir wie immer am besten gefällt – und ich habe Besuch aus Deutschland, da macht das Inselhopping natürlich doppelt so viel Spaß. Ich weiß nicht, was es ist, aber Thailand ist einfach anders. Anders als alle anderen Länder Südostasiens, die ich bisher besucht habe. Sind es die Menschen? Oder die Strände? Oder das Essen? Ich weiß es nicht. Aber schon bei der Grenzüberquerung Malaysia-Thailand hätte ich mich beinahe nass gemacht vor Freude. Wie ein kleiner Hund. Und alles ist so einfach. Rüber fahren, den super-freundlichen Zollbeamten anstrahlen, 30 Tage statt wie erwartet 15 Tage Visum bekommen und fertig. Alles ganz relaxt, nicht so wie bei der letzten Visa- Geschichte in Indonesien. Ich finde es schon immer wahnsinnig cool, wenn man auf einem schicken, urigem Longtailboot sitzt und die erste Insel in greifbarer Nähe ist. Rucksack drauf, Flip-Flops runter und rein in das kristallblaue Wasser.

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Das hat so was magisches, wenn eine Horde junger Menschen im knietiefen Wasser Richtung Strand stapft, keine Ahnung, wo sie überhaupt schlafen wollen. Irgendwas wird sich schon finden. Geht in Thailand immer. Zum ersten Mal bin ich an der Westküste Thailands und bade somit in der Andamanensee. Für alle, die damit besser arbeiten können: Indischer Ozean. Koh Lipe heißt die winzig kleine Insel, die direkt an der südlichsten Grenze Thailands liegt. Mitten im Meer, weit und breit ist gar nix. Und wisst ihr was? Es ist die allerschönste Thai-Insel, auf der ich jemals war!

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In den letzten Jahren war ich auf Koh Samui, Phangan, Chang, Kood und Mak – alles an der Ostküste, alles schön, aber nicht gar so geil wie Koh Lipe. Was kann man tun? Chillen, abhängen, Boot fahren und Schnorcheln. Oder im Japanerstil eine Schwimmweste ausleihen und faul auf dem Wasser rumliegen.

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Es ist einfach nur schön. Eine Straße, geile Bars, coole Leute und wahnsinnig ruhig. Naja und zum ersten mal Thai-Food nach 2 Jahren, das ist natürlich sowieso der Hit. Hier ein bisschen Ingwer, dort ein bisschen Zitronengras, alles mit einer ordentlichen Portion Currypaste und Kokosmilch – wahnsinn. Und endlich komme ich zu meinem ultimativen Lieblingsessen: Laab Gai. Zerhacktes Hühnchen mit Minze, Koriander, roten Zwiebeln und Chili. Sieht zwar aus wie schon mal gegessen, ist aber unfassbar lecker!

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Ja, so ist Koh Lipe. Schön, schön und einfach nur schön. Bevor wir zur nächsten Insel überspringen, reden wir über eine Sache, die leider einen Schatten über diese riesengroße Traumwelt legt.

Es ist der Darm.

Dass das Essen grundsätzlich eine wahre Geschmacksexplosion erzeugt, hatten wir ja schon. Und eigentlich ist es auch immer gut. Immer. Doch manchmal, da kommen diese Momente, ganz ohne Vorwarnung, in denen man urplötzlich die Augen zusammenkneift und weiß, dass man nur noch wenige Sekunden Zeit hat. Und dann geht alles ganz schnell. Im besten Fall hat man eine Rolle Klopapier dabei und findet irgendwo einen freundlichen Hostelangestellten, der einem Zutritt zur Toilette gewährt. Oder man findet ein riesengroßes Arschloch, das sich querstellt. Gut, es war ein Luxushotel am Strand und ja, da standen viele seriöse Hotelgäste bei einem Whiskey-Tasting beisammen. Eine völlig verzweifelte Frau, die komplett mit Sand vollgesaut ist, keine Schuhe anhat und panisch von einem Bein aufs Andere springt, ist in diesem Fall vielleicht kein gern gesehener Gast. Falls ihr auch mal in so eine saublöde Situation kommt: 3 Mal freundlich fragen, danach in der Not sofort damit drohen, dass ihr mit eurem bevorstehenden Durchfallanfall in wenigen Sekunden die ganze Barschulung sprengen werdet. Ich verspreche euch – ihr seid drin 🙂

Auch bei den Massagen ist es manchmal beinahe unangenehm, selbst wenn man die Verdauung zu diesem Zeitpunkt als stabil einschätzt. Diese Ganzkörper-Massagen sind schon immer schön, keine Frage. Aber diese Behandlung auf dem Bauch, da muss man sich schon gut überlegen, ob man das schaffen kann. Für uns kam es relativ unvorbereitet. Ich weiß nicht, was die sich dabei denken, wenn sie mit rhythmischen Bewegungen kreisrund über den Bauch fahren, immer schön dem Darm entlang. Ich hatte den Eindruck, dass es die gleiche Bewegung ist, die man bei Babies anwendet, wenn der Brei rein, aber nicht mehr raus will. Diese letzten 10 Minuten haben all meine Konzentration eingefordert. Und auch als ich das schallende Gelächter von nebenan hörte, wusste ich, dass meine Freundin Natalie genau den gleichen Gedanken hatte wie ich.

Jetzt bloß nicht auf die Bank kacken.

So, haben wir dieses Thema auch mal kurz angerissen. Nach 5 Tagen Koh Lipe war es dann dennoch an der Zeit, sich ein bisschen nach Norden zu bewegen, denn früher oder später wollten wir in Bangkok rauskommen. What´s next? Koh Phi Phi! Via Inselhopping-Tour kann man hier täglich bis zu 10 Mal von jeder X-beliebigen Insel auf eine Andere springen und sitzt meistens den halben Tag auf der Fähre. Was in der Theorie ein wenig stressig klingt, sieht in der Praxis so aus:

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Warum Koh Phi Phi? Weil es im Reiseführer als Marilyn Monroe Asiens beschrieben wird, außerdem wurde „The Beach“ hier gedreht und das kann man sich ja mal anschauen. Ich vermute, wenn das Wetter ein bisschen besser gewesen wäre, hätte auch der Strand bedeutend hübscher ausgesehen, aber in unserem Fall wäre baden im hinterletzten Dorftümpel wohl die bessere Option gewesen. Wer zu spät aufsteht, ergötzt sich den ganzen Tag an der atemberaubenden Ebbe, die am Hauptstrand von Phi Phi dann so aussieht:

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Wie auf allen anderen Inselchen auch, ist eine Schnorcheltour durchaus angebracht, um die umliegenden Örtchen zu erkunden. Aber auch das ist nur dann schön, wenn das Wetter mitspielt, was in unserem Fall eher weniger zutreffend war. Demnach hat der legendäre Strand, an dem sich Leonardo Di Caprio schon geräkelt hat, so ausgesehen:

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Und weil ein einst dagewesener Filmstar die Einwohner dieser Insel ganz offensichtlich dazu befugt, zusätzlich zu den Tourgebühren noch einen Eintritt zu verlangen, zahlt man 100 Baht, wenn man auch nur einen Fuß auf diesen semi-schönen Strand setzen möchte. Wir hatten versucht, das System zu überlisten, sind auf die andere Seite der Bucht gefahren, 15 Minuten geschwommen, dann über spitze Steine gestolpert, dabei die Knie aufgeschlagen, anschließend eine steile Wand hochgeklettert, um letztendlich wieder in die erwartungsvollen Augen eines Inselbewohners zu schauen!

100 Baht!

Sehen wir etwa aus, als hätten wir 100 Baht in unserem Kack-Schnorchel versteckt? Ich glaube nicht!

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Was also tun auf Koh Phi Phi, wenn der Schnorchelausflug ein Reinfall und das Wetter auch nur weniger befriedigend ist? Mit Alkohol Erheiterung erzeugen und der langsam kippenden Stimmung entgegenwirken. Das hat ganz prima funktioniert, hier kann man nämlich den ganzen Tag feiern. Ein Eimer Erdbeer-Daiquiri für 3 Euro, und man ist gut dabei. 3 Eimer und es endet in einer elendigen Eskalation.

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Und weil meine Oma den Blog auch liest, gibt es an dieser Stelle keine weiteren Ausführungen. Nur eine Info dazu: Ein Tattoo auf dem Rücken und ein Tiger im Bad hätte mich am nächsten morgen wirklich nicht gewundert. Am nächsten Tag kannte uns die ganze Stadt, und als mich irgendwer auf Anfang 30 geschätzt hat, wurde mir bewusst, dass mich die letzten 5 Tage um 5 Jahre altern lassen haben. Es war an der Zeit, die Insel zu verlassen.

Als nächstes sollte es dahin gehen, wo ich eigentlich schon seit 4 Jahren hin will, aber irgendwie hat es noch nie geklappt: Railay und Tonsai Beach bei Krabi! Runter von der Partyinsel und auf zu den hängengebliebenen Reisenden und Kletterern! Yeah! Und es war wieder unfassbar schön, ich weiß jetzt schon, dass ich an diesen faszinierenden Ort nochmal irgendwann aufschlagen werde. Die Uhren laufen hier ein wenig langsamer als normal und die Augen der Einheimischen sind auch ein bisschen röter als gewöhnlich. Hauptmotto im ganzen Ort:

Don´t worry, Chicken Curry!

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Riesengroße Steine ragen aus dem Wasser, am schönsten Strand im Ort sieht es so aus:

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Wer in Railay genug Geld hat, wohnt mitten am Strand, wer keins hat, wohnt irgendwo in der Pampa, was aber auch ziemlich geil war. Geweckt wird man hier von Fröschen und schreienden Hähnen, erschreckt wird man von wilden Affen, die auf den Hausdächern rumspringen. Noch einen Ticken besser ist es am Tonsai Beach und ich glaube, wenn wir direkt dort gewohnt hätten, würde ich in einem Jahr immer noch dort sitzen: Hängematten, Hippies, billige Bambushütten und 2-3 geile Bars, in denen bei Livemusik bis zum nächsten Tag gefeiert werden kann. Ich seh mich in 4 Wochen wieder dort sitzen, kenn mich doch.

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Und was ist die Hauptbeschäftigung an diesem wunderschönen Ort?

Klettern!

Wer seine Kletterausrüstung mitschleppt und einen Kletterpartner dabei hat, kann einfach loslegen: Überall hängen Haken in den riesengroßen Felswänden, wofür dieser Ort auch bekannt ist. Wer nix dabei hat bucht eine Tour: Von einem halben Tag bis zu einer 3 Tages-Tour ist alles möglich. Da meine Unterarme so dünn sind wie Pommes und keinerlei Muskulatur aufweisen, habe ich mich für den halben Tag entschieden, und auch der hatte es in sich: 5 Touren in 4 Stunden, den ganzen Gipfel haben die mich hochgejagt! Und wisst ihr was?

Es war mega!

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Inselhopping Thailand Railay Beach

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Am nächsten Tag haben meine Unterarme so dermaßen gekrampft, dass ich mein Duschgel mit den Ellenbogen ausdrücken musste! Aber egal, das war es mir wert.

Und hier am Railay Beach hat unsere Insel-Hüpferei dann auch ein Ende genommen, über Krabi sind wir nach Bangkok geflogen, wozu ich gerade parallel auch noch eine andere interessante Information für euch vorbereite. Seit heute bin ich wieder alleine unterwegs und wisst ihr was?

Ich hab die Schnauze voll vom Strand!

Auf nach Nordthailand, mal kucken was passiert.

7 Comments

  • Pia sagt:

    Uhhauu, Ich bin gerade aufgewacht, über deine Website gestolpert und du hast mir direkt ein lachen ins Gesicht gezaubert. Ich bin Momentan noch in Australien, reise aber Anfang nächstes Jahr auch nach Thailand und kann es jetzt schon kaum mehr abwarten. Dein lebendig geschriebener Artikel hat mir nur einmal mehr vor Augen geführt, dass ich unbedingt an diesen wundervollen Ort muss. Ich kann dir jetzt schon sagen, die Liebe wird auch vor mir nicht halt machen.
    Danke für die Inspiration
    Lieben Gruß Pia

    • Cat Cat sagt:

      Juhu, endlich konnte ich auch mal jemanden inspirieren, das freut mich natürlich! Ja, Thailand ist fantastisch – bin immernoch dort und werde mein Visum bis zum letzten Tag ausreizen! Einen aktuellen Artikel gibts dazu noch nicht, aber eins kann ich dir sagen: Du musst unbedingt nach Chiang Mai! Wollte 2 Tage bleiben und sitze nun schon seit einer Woche hier rum – ein Ende ist noch nicht in Sicht!

      Ganz liebe Grüße und weiterhin viel Spaß in Australien!

      Cat

  • Tonsai Beach ist mein persönlicher Favorit. Super gechillt die Leute. Wahrscheinlich nächstes Jahr wieder am Start…

    Beste Grüße aus Bremen

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