Ich habe 2 Hände voll Freundinnen. Die eine Hand sind die Normalen. Die, die sich vor ein paar Jahren ganz klassisch einen Kerl an der Bar angelacht haben und noch heute neben ihm auf dem Sofa sitzen. Die, die am Samstag Abend ein Rinderfilet mit dem Liebsten grillen und danach einen „Gemütlichen“ machen. Wurde ja schließlich schon am Freitag vor 2 Wochen gefeiert und wir werden auch langsam faltig. Für diese Hand stand ich schon am Traualtar, habe reumütig Fürbitten vorgelesen und gebetet, dass mich der Blitz nicht trifft. Grund genug hätte es gegeben. Das sind die Freundinnen, die nach meinen lustigen Anekdoten am Telefon immer kurz schlucken und leicht beschämt in der Hörer säuseln. „Schöne Scheiße. Das wird doch wieder alles nix. Alles Gute!“
Und dann gibt es noch die andere Hand. Die Abgedrehten. Nein, die völlig Irren. Die Singlefreundinnen. Die lagen zum besagten Zeitpunkt unter der Bar und haben den passenden Kerl deswegen versäumt. Es lebe das digitale Zeitalter, Whats-App oder Tinder wird den Prinz schon bringen. Das sind die, die sich seither von der einen Misere zur Nächsten kämpfen. Die, die sich bereits nach dem Aufstehen mit einem Hechtsprung auf ihr Handy stürzen und auf Whats-App starren. Vielleicht geht ja was. Deren Datenvolumen bereits in der Monatsmitte komplett aufgebraucht ist und der Aufenthalt an W-Lan freien Orten zum Spießroutenlauf wird. Die, die gerne am Abend vorbei kommen wollen um das Leid zu klagen – aber nur, wenn sie den W-Lan-Schlüssel bekommen, sonst laufen die Apps zu langsam. Falls das nicht geht bleiben sie lieber zu Hause und stieren dort auf ihr Handy, bis irgendwann endlich der erlösenden Ritterschlag kommt.
„Hurra! Hurra! Er hat geschrieben! Also da antworte ich aber jetzt die nächsten 8 Stunden erstmal nicht. Wie ist das mit dem blauen Häckchen? Weiß er, dass ich es schon gelesen hab? Ja? Scheiße. Kann man das rückgängig machen? Nein? Oh Gott. Jetzt hab ich aus Versehen angerufen. Toll. Jetzt findet er mich scheiße und aufdringlich. Können wir uns nun bitte gemeinsam von der Brücke stürzen?“
Ein Real-Monolog, wie ich ihn mir aktuell fast täglich anhören kann. Wir nehmen uns schon selbst nicht mehr ernst und lachen nur noch drüber. Ich persönlich mag Whats-App nicht so gern. Alle Latten am Zaun habe ich aber deshalb auch nicht.
Lasst uns über Liebe reden – Tinder im Test.
Ich sags ja, nicht mehr alle Latten am Zaun. Kennt ihr Tinder? Ja, jeder kennt Tinder, vor allem die, die nicht zu Hand Nummer 1 gehören. Eine an Oberflächlichkeit nicht zu übertreffende Dating-App. Ein Bild poppt auf. Hübsch? Wir wischen nach rechts. Nicht so toll? Wir wischen nach links. Dismissed. Den Typ mit den asymmetrischen Augenbrauen und dem gelben Hut wollen wir nicht. Und Karl-Dieter mit dem Rotzlöffel auf dem Arm schon vor Recht nicht. Drama vorprogrammiert.
Reden wir nicht lang drum rum: Ich habe in letzter Zeit auch ein bisschen gewischt. Eine grandiose Beschäftigung, vor allem beim Kacken. Wenn die wüssten.
Es ist schon lustig. Wer mir gefällt, bekommt ein Like. Falls das Gegenüber genauso denkt, gibt es ein Match. Dann geht das Balzverhalten los. Falls es spannend wird, wird im Anschluss auf Whats App umgeleitet, wo der oben beschriebene Eiertanz seinen Lauf nimmt. In meiner Testreihe hat sich bereits eine Anzahl divers an Matches ergeben. Eins davon habe ich mir genauer angeschaut. Man braucht ja was für den Blog.
Feuer frei für den Paradiesvogel in der Tinder-Landschaft
Das war vor 3 Wochen. Seitdem springe ich head-bangend, singend und tanzend in einer Junggesellenbude rum, lege mich danach an den Strand, um mich anschließend im Pool zu erfrischen. Geile Scheiße. Ja, so ist es wirklich.
Diese Sing- und Tanzsache hatte ich Anfangs als Scherz abgetan, dem war aber leider nicht so. In der Schule war das schon immer schlimm mit dem Singen. Mit Schnappatmung in den Musikunterricht reinspaziert, mit Achselschweiß wieder raus. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Manchmal bekomme ich vor Ort einen Schnaps. Die Mädels wissen Bescheid und lachen sich ins Fäustchen.
Das mit dem Tanzen läuft ein bisschen besser, denn offensichtlich bin ich eine Tanzkanone. Wobei das eigentlich auch nur ab 4 Uhr nachts oder zur Afterhour gilt. Aber ich gebe mein Bestes.
Der Klassiker unter den Tinder-Dates ist das dann quasi nicht – eher der Exot. Ich glaube, in der Regel läuft das alles anders. Aber was ist schon die Regel. Mir persönlich passt das alles ganz gut in den Kram. Dann tanz ich jetzt eben ein bisschen durch die Gegend, brülle in ein Mikrofon und lass mich gehen, selbst wenn ich mich immer entsetzlich zum Horst mache. Lustige Leute sind auch oft mit am Start, wenn nicht gleich ganze Tänzergruppen. Eigentlich sollte an dieser Stelle nun ein lustiges Bild, wenn nicht sogar Video stehen. Sonst glaubt mir das doch alles niemand. Aber der Tinder-Paradies-Vogel ist scheu. Einen Ruf gäbe es zu verlieren und das will ja nun wirklich niemand. Früher oder später werd ich meine Kamera da aber schon mal mit reinschmuggeln, notfalls wird er halt vorher betäubt. Und bis es soweit ist, werde ich kräftig weitertanzen und heimlich üben. Das mach ich noch so lange, bis er mich über Whats-App aufregt. Dann kann ich ja bei Tinder wieder weiterwischen.
Irgendetwas muss Oma doch versäumt haben, das sind für mich „böhmische Dörfer“!
Tja, Oma kann auch nicht alles wissen! Wehe, du meldest dich bei Tinder an, da is der Opa sauer 😉