Go hard or go home

Miss!!! Transport??? Ich schleppe meinen Rucksack durch die stickigen Straßen und sehe mit Sicherheit aus, wie irgendjemand, der irgendwohin gefahren werden will. In gewohnter Manier platzt beinahe ein freundliches „No, thanks“ aus mir raus. Doch ich drehe mich um, sehe ihn an und kann irgendwie kaum glauben, was aus meinem Mund kommt. Einen ganzen Satz kriege ich nicht mehr zusammen.

Yes! Airport!

Es geht nach Denpasar. Dann nach Kuala Lumpur. Dann nach Muscat. Und dann ab nach München. Ich fliege nach Hause, in knapp 40 Stunden sollte ich es geschafft haben. Wenn die Ausreise so läuft, wie die Einreise, wird es aber bestimmt wieder eine lustige Überraschung geben. We will see. Aus geplanten sechs Wochen wurden ungeplante sechs Monate und eines kann ich mit Gewissheit sagen: Ich freu mich wie Bolle. Wird die Freude lange anhalten? Ich weiß es nicht. Im Moment kann ich eines guten Gewissens sagen: Mir reichts, ich will heim. Genug Strände gesehen, vorerst. Ich will mich nun lieber auf meinen Balkon setzen und in meinen hässlichen Hinterhof glotzen, während ich eine Flasche Dornfelder trinke. Oder zwei. Wenn es so läuft wie im letzten Jahr, sitze ich allerdings spätestens in einer Woche heulend in meinem Bett und wünsche mich zurück nach Asien.

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Ich frage mich allerdings schon jetzt, was ich zu Hause eigentlich machen soll. Ist das dann Urlaub? Auch wenn mich die halbe Welt für diesen Satz wahrscheinlich am liebsten mit einem Stock durchs ganze Land jagen würde: Ja, ich bin irgendwie urlaubsreif. Deutschlandurlaub. Soll ich mich in die Sonne legen? Weil der grausame Winter endlich vorbei ist? Ein leicht sarkastischer Unterton schwingt mit. In die Sonne kann ich mich nicht mehr legen. Meine Haut hasst mich schon jetzt, die habe ich ganz schön malträtiert in den letzten Monaten. Sieht aus wie ein dunkelbrauner Lederbezug. Mein Haar, ein hellblondes Strohbüschel.

Sorry, Haut. Sorry, Haar.

Erfreulicherweise ist es mir gelungen, auch fernab vom Strände testen ein bisschen was auf die Füße zu stellen. Ich werde schreiben, sehr viel schreiben. Ob das Geld zum Leben reichen wird? Gewiss nicht. Vielleicht noch in irgendeiner coolen Bar oder im Biergarten arbeiten, mal sehen. Alles kann, nichts muss. In irgendeiner Form werde ich den deutschen Sommer auf jeden Fall genießen. Wie es danach weitergeht? Keine Ahnung.

KeineAhnungkeineAhnungkeineAhnungkeineAhnungkeineAhnung

Wie immer. Nichts hat sich geändert, alles ist gleich. Ich stehe mit beiden Beinen auf vielen Wolken. Nur zu gut kann ich mich erinnern, als ich letztes Jahr verzweifelt nach meinem beruflichen Deckel gesucht habe.

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Es war grausam. Umso schöner war es, als ich ihn nach einer entsetzlichen Niederlage trotzdem gefunden habe. Als Korrespondentin am Strand sein, Filmen, Fotografieren, Interviews führen, Schreiben, vor der Cam rumhüpfen, Kohle kassieren – es ist und bleibt einfach cool. Mir gefällt das. Es gab gute Zeiten, aber auch schlechte Zeiten. Momente, in denen ich gebrüllt habe, weil die 40 Grad seit Stunden auf meinen Schädel eingeprallt sind, mir schlecht war von der vielen Sonne, der Schweiß durch meine Augen gelaufen ist und diese rot gefärbt hat.

Es gab Momente, in denen war ich ganz alleine am Strand und habe so viel Bullshit in meinen Takes geredet, dass ich irgendwann so dermaßen Lachen musste, dass ich mich bis zum nächsten Tag nicht mehr beruhigen konnte. Momente, in denen ich Menschen kennengelernt habe, die fortan als ganzes Kamerateam mit mir rumgetourt sind. Ich freue mich, wenn ich mir die Ergebnisse anschaue. Hier geht’s zu den Thaistränden, Bali geht nächste Woche online. Sucht euch einen schicken Strand raus, ich kenn sie alle. Fast alle.

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Ist zu Hause jetzt eigentlich noch zu Hause? In den letzten zwei Jahren habe ich mehr Zeit im Ausland als im Inland verbracht. Eigentlich würde ich auch gerne Thailand mein Zuhause nennen. Koh Phangan, what else? Wie ist das mit meiner Wohnung? Da haben in den letzten Monaten so viele Menschen drin gehaust, dass es sich bestimmt komisch anfühlen wird, wieder in diesem Bett zu schlafen. Aber irgendwie bestimmt auch geil.

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Mein Bett. Meine Dusche. Mein Klo. Mein Kühlschrank. Ich hab die verranzten Asia-Toiletten satt. Ich will, dass der Duschstrahl mein ganzes Haar in einem Schwung nass macht, ohne dass ich dafür einen riesengroßen Eiertanz aufführen muss, um irgendwie den Körper mit Wasser zu benetzen. Den Kühlschrank öffnen, Wurst und Senf rausnehmen, Brot schmieren, essen. Dazu eine saure Gurke und russische Eier, aufgeschnittener Käse. Hell, yeah. Das ist es, was ich will. Zumindest aktuell.

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All diese Gedanken beschäftigen mich auf meinem Weg zum Flughafen. Die chaotischen Straßen Balis sind überfüllt, überall kreisen hupende Rollerfahrer um mein Taxi. Hier herrscht Hektik, in meinem Kopf herrscht Chaos. Ein angenehmes Chaos, denn die Freude ist groß. Gleich öffnet der Check-In. Dann werden wir Boarden und ich werde in der Gesamtzahl vier schreckliche Flugzeugmenüs zu mir nehmen, bis mir Mama und Oma die Knödel um die Wette auf den Teller klatschen.

Go hard or go home. In gewohnter Manier würde ich mich für ersteres entscheiden, heute jedoch für das Zweite. Germany, stay tuned – I am on my way 🙂

Foto am 09.06.16 um 14.09

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