Koh Tao und seine Stories

Ich kann mich noch gut dran erinnern, als ich nach meiner Malaysia-Odysee zurück ins vertraute Land gekehrt bin. Thailand. Lädiert, mit zerschundenen Beinen, voll auf Pillen, arm. Wenn das mal kein lustiger Ausflug war. Als ich heute Morgen auf mein Handy geschaut und kurz nachgedacht habe, hat es mich beinahe aus dem Bett katapultiert. 22. März. Das war vor 4 Wochen. Ich bin seit 3,5 Monaten unterwegs. Am 8. Februar hätte es einen Rückflug für mich gegeben, das war der Tag, an dem ich mir die Augen zugehalten habe und einfach so getan habe, als wäre ich unsichtbar. Einfach ignorieren. Der Mensch im Flieger auf meinem Nachbarsitzplatz wird sehr viel Platz gehabt haben. Sometimes you win, sometimes you loose. Ich weiß nicht, warum die Zeit hier so rennt. Daheim quält man sich durch den Winter, hier wache ich auf und habe den Eindruck, direkt wieder ins Bett zu gehen. Auch wenn in der Regel 18 Stunden dazwischen liegen.

Foto am 28.02.16 um 20.00

Reden wir über Koh Tao, da war ich nämlich eine Zeit lang, wie ihr mit Sicherheit mitbekommen habt. Das Ding hab ich relativ schnell durchgezogen, und mit schnell meine ich langsam. Nachdem ich auf Phangan wochenlang in irgendwelchen Hostelanlagen gewohnt habe und folglich immer eine Menschentraube um mich hatte, wollte ich dann irgendwas anderes, und zwar ein eigenes Apartment voll ab vom Schuss. Ich war der Meinung, dass ich dann effektiver arbeiten kann, zumal ich mir ein Apartment mit Terrasse, Meerblick und einer 6000er DSL Leitung gegönnt habe. Nun. Also geil war das mit dem Apartment schon, aber der Plan mit dem alleine sein ging irgendwie nicht auf, denn alsbald ich Koh Tao betreten habe, hat sich eigentlich die halbe Heimat dort versammelt. Und prompt war man ständig on Tour. Da waren die Jungs in Lederhosen aus Bayern. Ich steh ja eh total auf diesen abgefahrenen Slang, je südlicher, desto besser. Scheiße hätte ich brüllen können, den ganzen Tag lang. Doch, die waren mir schon arg sympathisch.

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Dann gabs da noch die Schulfreundin von vor 15 Jahren, die auf einmal auf der Matte stand. Und den Typen aus dem Elektroschuppen in Nürnberg, mit dem ich vor nicht allzu langer Zeit auf dem Sonnendeck der Mississipiqueen getanzt hab. Man hat schon vermutet, dass man sich irgendwo her kennt, doch erst die uralten Beweisfotos auf meinem Handy konnten den Kreis schließen. Das war eine komische Nummer.

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Es gibt schon seltsame Zufälle im Leben. Und dann gab es noch den Exfreund meiner Mitbewohnerin, den ich kennenlernen durfte. Mit dem war ich ein bisschen on Tour, final hat er mich aus einer Riesenscheiße rausgezogen. Was war die größte Scheiße? Der Roller. Es war der Roller und zugleich meine Haupt-Koh Tao Geschichte.

Koh Tao und die Roller-Zigeuner

Wisst ihr, was es bedeuted, wenn 5 Burmesen mit hochbraunem Kopf vor dir stehen, mit dem Finger auf dich zeigen und laut rufen : „kyanawthoet aapaw suumeat aapyitpone twannaarrpayy raan shisai“! Nein? Ich auch nicht. Aber eins sag ich euch: Das ist scheiße. Einfach nur scheiße. Alleine als Frau, der burmesischen Sprache nicht mächtig, in einem Kreis von Burmesen, die sich alle miteinander verbündet haben. Ganz großes Kino. Doch fangen wir von vorne an: Nachdem ich im letzten Jahr auf Koh Tao mit dem Roller in einen Graben gestürzt bin, dachte ich, ich setz für dieses Jahr noch einen drauf und lass mich von einem Auto anfahren. Alles mitnehmen, was geht, sonst wird’s ja langweilig. Die Situation war diese hier: Kleiner Burmese fährt mit dem Auto den Berg hoch, entscheidet sich spontan für eine lustige Rückwärtsfahrt, hält sich währenddessen ganz offensichtlich die Augen zu und fährt mich an. Ich werde panisch, kann den Roller nicht mehr halten, Roller fällt um, ich stürze in den Graben. Burmese realisiert das Drama, hält an, zieht mich aus den Graben und den Roller unter dem Auto hervor, entschuldigt sich schweißgebadet und begleitet mich zum Rollerverleih, um den Vorfall zu klären. Prima. Das Ding läuft, das ist schon mal gut. Nichts war gut. Nachdem er auf halben Weg seinen ganzen Klan zusammengetrommelt hatte, hätte man sich denken können, dass da gleich was Doofes passiert. War dann auch so. Nachdem der Meister seinen Freunden in seiner Landessprache erzählt hat, was passiert ist, ist die oben geschilderte Situation entstanden. Final war dann ich Schuld, denn ich wurde niemals angefahren. Niemals! Sofort stand der Preis fest: 27.000 Baht. 800 Euro. Für 27.0000 Baht baut euch mein Papa einen neuen Roller! Nachdem ich bereits mehrere Stunden farblos das Spektakel ausdisktutiert habe, immer noch total verdreckt und blutend, saß ich final auf der Polizeiwache, von denen 80% gerade FIFA gezockt haben und nur semi-interessiert waren. Ende vom Lied: Mir wurde geglaubt, den anderen nicht und als es daran ging, dass sie nun 27.000 Baht zahlen sollen, hat sich der Preis rapide minimiert: Urplötzlich waren es nur noch 2000 Baht. Komisch, echt . Koh Tao, ich, und die Roller – wir werden nicht miteinander warm. Der Tag hat mich extrem wütend gestimmt. Schon klar, wir Touris haben mehr Geld als die Einheimischen, aber was soll denn das?! 800 Euro aus der Tasche ziehen lassen, weil die ihre Köpfe zusammenstecken haben und ich alleine bin? Ich find das unhöflich. Das war definitiv meine letzte Rollerfahrt auf Koh Tao, die können mich alle mal.

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Dass ich beim Rollerfahren um ein Haar von einer Kokosnuss erschlagen wurde, hat das Kraut gar fett gemacht. Das sind Momente, in denen man sein ganzes Leben in Frage stellt. Ich kenn mich aus mit Kokosnüssen, hab mir da ein Basiswissen angeeignet. Ich würde mich niemals unter eine Palme legen, denn der Einschlag einer Kokosnuss ist Krieg. Irgendwann darf das gerne mal auf meinem Grabstein stehen. Cat Kuhl, erschlagen von einer Kokosnuss. Das würde zu mir passen. Aber bitte erst in 50 Jahren oder so, dann bin ich bestimmt eh nicht mehr ganz sauber in der Birne, dann passt das gut. Aber doch noch nicht jetzt!

So ganz warm geworden bin ich mit Koh Tao quasi nicht, könnte auch an der fehlenden Feierei gelegen haben. Es ist mir furchtbar egal, das man zu Hause gerade schimpft, dass ich hier nix tun würde und nur auf Parties unterwegs bin. Wäre ich daheim, wäre ich auch nur auf Parties.

Das Singleleben der End-Zwanziger zollt seinen Tribut.

Ich weiß schon, warum ich auf Phangan Vollgas gegegen habe und mich in Koh Tao zur Ruhe setzen wollte: Die können hier das Feiern nicht. Dr Dre triffft Vengaboys trifft Loona. Warum machen die das so? Ich hab das wirklich des Öfteren in Frage gestellt und wundere mich noch heute über das anormale DJ-Verhalten an Koh Taos Party Strand. Und warum feiern die Leute so hart auf diese Musik? Das ist ja fast wie anstacheln. Das Gute daran : Man kann sich bekanntlicherweise auch Musik schön saufen, nach fünf Gin Tonic tanze auch ich zu Jon Bon Jovi. Und zwar mit Luftgitarre! Nach fünf Gin Tonic sehe ich allerdings aus auch wie nach fünf Gin Tonic. Wir lassen das Bildmaterial hier und heute weg. Das Schlechte daran: Um zwei Uhr ist hier jede Party aus, sobald man endlich seinen Sitzen hat und tatsächlich nervös mit den Füßen am Boden scharrt, geht das Licht an. Dann geht Koh Tao ins Bett. Weiß ich nicht, was das sein soll, aber nein, ich empfehle wirklich Niemanden, auf Koh Tao Feiern zu gehen. Es ist ober-seltsam, eine komische Nummer. Außer vielleicht das Psytrance-Festival zu Silvester, die Aktion geht voll klar!

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Umso mehr freue ich mich verkünden zu dürfen: Eigentlich bin ich schon seit 2 Wochen zurück auf Phangan, hier ist alles beim Alten, die Phangan Nummer läuft bei mir. Ich hätte ja Lust, mir hier ein Haus zu kaufen. Ernsthaft. Mal sehen, was das Sparbuch spricht.

Aber es gibt auch Dinge, die gewaltig dagegen sprechen. Ich bin aktuell ein bisschen Thailand-Müde. Drei Monate Ameisen im Bett und kontinuirliches Reis-Gefresse zeigen ihre Wirkung. Manchmal ein bisschen genervt. Arbeit und Freizeit haben sich ungesund vermischt, ich kenne die Grenzen zwischendrin nicht mehr. Würde wohl jedem anderem mit diesem Job auch so gehen. Noch vier Strände, dann bin ich hier fertig. Zu dieser Stunde wurde über Skype über den weiteren Werdegang diskutiert. Das Ding ist nun fix, und es ist zugleich der Oberknaller. Wie es nun weitergeht, erfahrt ihr im nächsten Blogpost, der hoffentlich nicht vier Wochen auf sich warten lässt.

Palim, Palim. Tschüss, bis bald.

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