6 Wochen ist es nun her, als ich nach einem durchzechten Wochenende auf der Couch saß und „mich mal eben schnell da bewerben wollte“. Das Ganze war eine Sache von 2 Minuten, ich habe meinen Laptop zugeklappt, dem Tatort entgegengefiebert und war entsetzt, als der Polizeiruf lief. Sowas kotzt mich immer tierisch an. Traurig bin ich eingeschlafen.
Als ich am Morgen meinen Laptop wieder aufgeklappt habe, hat diese ganze Senior Beach Inspector-Sache ein Ausmaß angenommen, mit dem ich absolut nicht gerechnet habe. Ich war fortan auf Platz 1. Seit diesem Tag kreisen meine Gedanken fast ausschließlich um meinen ultimativen Traumjob.
Ich habe mich ordentlich ins Zeug gelegt, Stimmen gesammelt, habe auf meinem Blog performt, im Radio geschwärmt und alle dazu aufgefordert, das einzig Richtige zu tun: Für mich zu voten und mich zu unterstützen, wo es nur geht. Geklappt hat das prima. Warum? Ich bespaße meine Fans nun seit über einem Jahr auf meinem kleinen Imperium und habe sie von Anfang an mit ins Boot geholt. Die wissen, dass ich alleine reisen kann. Die wissen, dass ich schreiben kann. Die wissen, dass ich entertainen kann. Die wissen, dass ich den ganzen Sommer auf verzweifelter Jobsuche war und als dieses Hammerangebot kam, da wussten meine Fans es genauso gut wie ich:
Dieser Job gehört mir.
Mit einem Video, das das Herz eines jeden Kreativkopfs höher schlagen lässt, habe ich nach einem hollywoodreifen Wochenende für ausreichend Aufmerksamkeit gesorgt. Fortan saßen die Mädels mit im Boot, die ich erfolgreich in die Rolle des Regisseurs und Statisten gezwungen habe. In Kombination mit Gastauftritten divers und dem freundlichen Dönermann von nebenan haben wir ein Schmuckstück gezaubert, von dem die Konkurrenz nur träumen konnte.
In den letzten 6 Wochen habe ich eine regelrechte Achterbahnfahrt der Gefühle durchlebt. Was ist, wenn es klappt? Dann stehe ich kurz vor meinem ultimativen Highlight-Jahr in 28 Jahren Lebensgeschichte. Was ist, wenn es nicht klappt? Ich will gar nicht darüber nachdenken.
Think positiv!
Mit meinem besten Freund habe ich in der letzten Zeit eine regelrechte Wissenschaft aus der Analyse der verschiedenen Teilnehmervideos gemacht. Glücklicherweise wohnt der eine Straße weiter und hat das Ganze wochenlang über sich ergehen lassen. Vor allem in der heißen Videophase ist es nicht selten vorgekommen, dass ich mit Herzrasen, Jogginghose, Dutt und vollgekleckertem Pulli durch die dunklen Strassen geirrt bin, um mit Schnappatmung in seine Wohnung zu hechten und um Anklage über die neu hochgeladenen Videos zu erheben. Meist hat er mich bereits farblos erwartet, vor allem, wenn es richtig gute, neue, potentielle Konkurrenz gab.
„Schon XY gesehen? Ja. Was denkst? Geile Scheiße. Ich auch. Mist. Los, wir trinken ein paar Bier und schauen uns das Video in aller Ruhe achtmal an, dann sehen wir weiter. Hol uns einen Zettel und einen Stift, wir müssen Notizen machen“
Ich sags ja, eine halbe Wissenschaft.
Nun ist es soweit. Endspurt. Ich bin im Finale und das Finale startet kommenden Freitag in Berlin. Mein Bus ist gebucht, Donnerstag geht es los. Ich bin aufgeregt. Freue mich. Habe ein bisschen Angst.
Was geht ab im Finale?
Eröffnet wird das Finale am Freitag mit einer Pressekonferenz. In einem 60-sekündigen Elevator Pitch sollen wir vor der Presse und der Jury auf der PK sprechen. Mein Pitch sitzt und eigentlich sollte das auch problemlos über die Bühne gehen, denn eine Sache ziehe ich schon mein ganzes Leben konsequent durch: Wenn es wirklich darauf ankommt, dann verkacke ich es nicht. Denn wenn es wirklich darauf ankommt, dann laufe ich zur Höchstform auf. Als ich damals den PR-Job haben wollte, hab ich die Konkurrenz, eine PR-Doktorantin, platt gemacht. Als ich im Bundeswehrvorstellungsgespräch die aktuelle Lage am Hindukusch einschätzen musste, habe ich denen eine beeindruckende Geschichte über den Hindukusch erzählt. Was der Hindukusch tatsächlich war, das wusste ich im zarten Alter von 19 irgendwie nicht. Aber sicheres Auftreten hat mich schon aus den verrücktesten Situationen gerettet.
Das sollte also klappen. Danach geht es mit dem Bus an die Ostsee, wo wir alle gemeinsam das ganze Wochenende verbringen werden. Irgendwo bei Neustadt in Holstein werden alle Finalisten gemeinsam mit der Jury in einem wunderschönen Traumhaus untergebracht. Ich bin schon total gespannt, wie das wird.
Das ist die Jury:
Ich hoffe mal, Björn Dunkerbeck haben die eingeladen, weil er cool ist, und nicht, weil sich der 41-fache Surfweltmeister hinstellen wird, um 10 Finalisten beim Surfen zu bewerten. Falls die uns allen Ernstes in der eisigen Ostsee surfen lassen, brauch ich einen angemessenen Ganzkörperschutz und außerdem einen ordentlichen Adrenalinkick. Ich war zwar schon oft auf dem Surfbrett gestanden, aber mit gestanden meine ich eigentlich gelegen und hilflos auf dem Meer umher treibend. Surfen ist schon so eine Kunst für sich. Aber ein Gaudi wäre es allemal, denn die anderen Finalisten sehen zwar allesamt topfit aus, aber ob da jemand länger als 3 Sekunden auf dem Brett steht, das wage ich zu bezweifeln. Das wird bestimmt ein lustiges Geplantsche.
Das sind noch mal die Finalisten:
Ich finde es herzallerliebst, dass ich als fränkische Frohnatur betitelt wurde. Da hat der Chef im Skype-Interview gut aufgepasst, eine treffendere Bezeichnung gibt es für mich nämlich nicht. Wenn ich so drüber nachdenke, passt das alles hervorragend: Eine fränkische Frohnatur als Gesicht eines Berliner Start-Ups. Ich bin hin und weg. Das klingt hervorragend und passt, wie die Faust aufs Auge. Zeig ich denen am Wochenende. Zu den anderen Finalisten: Iza war mir von Anfang an ein Dorn im Auge. Als sie ihr Video hochgeladen hat, musste ich kurz schlucken – heißt aber noch lange nicht, dass ich sie nicht platt machen könnte. Schauen wir mal. Wolf schreibt Bücher zum Thema Reisen und hat an beruflicher Erfahrung schon mehr gesammelt, als alle anderen zusammen. Nina Kristin sieht aus, wie das Gesicht eines Unternehmens aussehen sollte: schön. Sabrina ist die Blogger-Konkurrenz. Da dachte ich, ich hab ein As im Ärmel und dann kommt S. Rockenschaub daher. Mist. Sascha stört mich. Denn ihn sehe ich als die Ober-Konkurrenz. Mit einem Video, in dem es ihm tatsächlich gelungen ist, kein einziges Wort zu sprechen, hat er es ins Finale geschafft. Warum? Weil das Video der Oberknaller ist und ich vermute, der Werbetexter hat im Skype-Interview maximal überzeugt. Jana hat definitiv die meiste Schauspielerfahrung. Ob sie diese gewinnbringend einsetzen kann? Wir werden sehen. Andre ist Prinz Charming. Den hätte ich auch eingeladen, denn der verbreitet eine Ruhe, da hört man gerne zu. Andy ist definitiv der Beach-Boy unter den Finalisten, wenngleich er sehr jung ist. Das hat aber gar nix zu heißen. Und dann haben wir noch Andrea, die mit 26 bereits einen Bombenjob ergattert hat. Der traue ich alles zu. Meinetwegen kann sie ihren Bombenjob aber behalten und den anderen Bombenjob mir überlassen. Easy Peasy.
Und das sind die Aufgaben:
Schauen wir uns das also auch mal gemeinsam an. So richtig aus den Latschen haut mich nix, ich finde, das klingt alles super spannend und lustig. So lange die uns keinen Halbmarathon laufen lassen, würde ich sagen, ich bin fit. Fit wie ein Turnschuh, flink wie eine Gazelle. Fitnesstest sollte also klappen. Zum Thema Seefest mutmaße ich mal ganz wild, dass die uns in ein Boot setzen werden. Da muss ich mich mal überraschen lassen, denn eigentlich macht mir sowas keine Probleme, außer irgendjemand anders übergibt sich in unmittelbarer Nähe zu mir. Dann sehe ich schwarz. Falls die anderen Finalisten das gerade lesen: Reisst euch also ein bisschen zusammen. Auf die Olympiade freue ich mich jetzt schon am meisten, das wird bestimmt eine Sause. Wenn das Speed-Dating so läuft, wie man es aus Realität und Fernsehen kennt, muss ich mich hart zusammenreissen, dass ich nicht in schallendem Gelächter ausbreche. Da habe ich schon die lustigsten Erfahrungen gemacht. Aber ich vermute mal, es läuft ein bisschen anders. Und der Rest? Schreiben? Film-Test? Irgendwas mit Medien? Läuft. Lassen wir uns überraschen und schauen mal, wie das alles so wird.
Am Sonntag Nachmittag wird dann der Arbeitsvertrag vergeben, danach geht es zurück nach Berlin. Glücklicherweise liegt meine Heimatstadt Selb auf dem Weg zu meiner Wahlheimat Nürnberg, da wird mich meine Mama auffangen. Falls ich gewinne, wird sie sich mit mir freuen. Falls ich verliere, wird sie alles daran setzen, mein Lächeln im Gesicht aufrecht zu erhalten. Ich vermute mal, mit geilem Essen und ein bisschen Alkohol. Dann überlegen wir uns gemeinsam was anderes.
Fakt ist: Ich packe jetzt meinen Koffer, gehe nochmal tief in mich und steigere mich noch ein bisschen rein. Morgen setz ich mich in den Bus. Und dann werde ich dieses Ding rocken! Wir hören uns in Berlin und an der Ostsee 🙂
Wie immer mit Herz und Verstand, viel Glück liebe Enkelltochter! 🙂
Danke Oma 🙂
Hallo Cat!
Das Video finde ich soooo super! Geht mir seit Tagen im Kopf rum und ich möchte so gern wissen, wie es dir im Finale ergangen ist?!
Ich hoffe, du machst weiter mit Bloggen und du selbst sein, schreib doch gleich ein Buch und oder Dreh ein Roadmovie- Girls Trip – Dings.
Ich lese deine Texte so gern. Du bist humorvoll und eine Powerfrau! Tschaka- Bäm! Mehr davon!
Liebe Sabine,
danke, das geht runter wie Öl 😉 Buch ist in Arbeit! Mit dem Traumjob hat es leider nicht geklappt, das Finale an sich war aber grandios! Sitze auch in diesen Minuten am nächsten Blogpost, ihr werdet also bald alle noch erfahren, was das so abging am letzten Wochenende! Das war so ereignisreich, versuche gerade an allen Ecken und Enden zu kürzen, damit ich euch keine 3000 Wörter um die Ohren hauen muss 😉
LG Cat