Was ist das für 1 Life? Dieser gar so zauberschöne Satz war 2016 in aller Munde und mir hat er es ganz besonders angetan. Zurecht, denn wenn ich an diesen eiskalten letzten Dezembertag auf meinem Sofa sitze und so zurück blicke, frage ich mich wirklich, was das für 1 Life ist. Ganz speziell in diesem Jahr. Ein geiles Life, ein geiles Jahr – keine Frage. Aber es war auch furchtbar anstrengend, zumindest für den Kopf. Selten standen Glück und Pech, Liebe und Hass, Zufriedenheit und Unwohlsein so nah beieinander wie 2016. Zeit für einen kleinen Rückblick.
Januar
Just in dem Moment, in dem die guten Vorsätze eigentlich hätten greifen sollten, stand ich völlig durchfeiert auf einem Psytrance-Festival in den Tiefen von Koh Taos Bergen. Wie eine Wilde bin ich in neue Jahr gestampft, unwissend, was dieses für mich bereit hält. Sonderlich lange war ich nicht auf Koh Tao, denn ich hatte einen bescheuerten zeitlichen Druck, den ich mir aus unerklärlichen Gründen selbst gemacht hab. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich einen Deutschland-Rückflug im Nacken, datiert auf den 8. Februar. Dass ich diesen Flug niemals antreten würde, wusste ich in diesem Moment noch nicht mal im Ansatz. So habe ich mich gesputet, bin kurz nach Silvester nach good old Koh Phangan gefahren und habe begonnen, dort meine Strände abzuarbeiten. Ich hätte das zeitlich auch prima hingekriegt, wenn ich a) nicht wochenlang im strömenden Regen in meiner Hütte gesessen wäre und b) nicht so unglaublich viele coole Leute kennengelernt hätte. Zum Ende des Monats hatte ich Vollgas gegeben und prinzipiell wäre ich fertig gewesen. Fast.
Februar
Am 1. Februar war ich noch fest in dem Glauben, dass ich in 7 Tagen zurück in Nürnberg sein würde. Zeitgleich gab es auch die Option, noch mehrere Strände auf anderen Inseln abzuchecken. Ich war hin und her gerissen, habe die Zugticket-Seite nach Bangkok rauf und runter gescrollt. Am 8. Februar saß ich mit einem Bierchen am Strand, die Augen gen Himmel gerichtet. Irgendwo da oben musste er sein, der Flieger , der mich nach Hause bringen sollte. Hat er nicht, denn ich saß ja nach wie vor am Strand. Am 13. Februar habe ich meinen Geburtstag gefeiert und bin direkt einen Tag später geflohen, da ich, wie so häufig, mein Visum überzogen hatte. In einem äußerst unlustigen Ausflug, der mich an meine Grenzen stoßen ließ, habe ich mir einen neuen Stempel geholt – und zwar in Malaysia, Penang.
Vor Ort ging alles so dermaßen in die Hose, dass ich einfach nur so schnell wie möglich zurück wollte. Der Gedanke kam mir, als ich grad auf Antibiotika bei einem indischen Möchte-Gern-Arzt saß, der mir unter fürchterlichen Schmerzen Mückengift aus meinen Beinen gekratzt hat. Da wurde ich unterrichtet, dass es statistisch gesehen eine von fünfzig Personen gibt, die auf diese komischen Mücken allergisch reagiert – da greif ich doch gerne zu. Noch heute ist alles vernarbt und sieht aus wie Arsch. Aber wer Narben hat, hat ja bekannter Weise was erlebt. Hört, hört. Mir war das alles zu doof und es ging zurück nach Thailand, diesmal Koh Tao.
März
Auch hier gab es einiges für mich zu tun, interessant waren in Koh Tao allerdings die Menschen, die ich vor Ort kennen gelernt habe. Und die Begleitumstände, die sich ergeben hatten. Meine Wohnung in Nürnberg schien sich aufzulösen, denn plötzlich hatte ich keine Mitbewohnerin mehr. Ein Sachverhalt, der sich in 10.000 Kilometern Entfernung nur äußerst schwierig bis gar nicht regeln lassen hat. In dem Moment, in dem sich ein massives Miet- und Geldproblem aufgetan hatte, hatte sich gleichzeitig ein neues Spektakel angekündigt: Ich habe jemanden getroffen. Ein mir bekannter Mensch aus Nürnberg ist in meine Arme gerannt. Da lief halt dann was und beinahe wäre die Geschichte so ausgegangen, dass dieser eine Welche mein neuer WG-Mitbewohner wird. Wurde er dann letzten Endes natürlich nicht. Sehr viele Gedanken, die in dieser Zeit in meinem Kopf umhergeschwirrt sind.
April
Nach getaner Arbeit auf Koh Tao musste ich noch mal nach Phangan und zwar aus einem besonderen Grund: Ich hatte schreckliches Heimweh. Es war fürchterlich, geheult habe ich Rotz zu Wasser. Und da ich nicht einfach nach Nürnberg konnte, bin ich eben zurück in meine zweite Wahlheimat. Idee war es, demnächst nach Hause zu fliegen. Doch dann stand plötzlich eine weitere Insel auf dieser Liste. Und wenn diese Insel nun mal Bali heißt, dann kann man nicht einfach nach Hause fliegen. Irgendwas hatte mir zwar unterschwellig gesagt, dass Bali keine gute Idee ist. Ich weiß nicht, was es war, aber ich hatte kein wirklich gutes Gefühl bei der Sache. Ich sollte Recht behalten. Kurz vor meiner Abreise kam dann noch ein Wink mit dem Zaunpfahl, ein Zeichen quasi: Ich war zu doof zum Laufen und habe mir den Fuß angebrochen. Dann war die Kacke am Dampfen, denn mit einem gebrochenen Fuß kann ich logischerweise meine Arbeit nicht machen. Und Borneo war ja als kleiner Stopover auch noch geplant. Zu diesem Zeitpunkt saß ich jeden Tag stundenlang vor meiner Hütte, habe aufs Meer geblickt und mich gefragt, wie das jetzt eigentlich funktionieren soll. Es hat funktioniert, in dem ich einfach rebelliert habe. 6 Wochen hätte ich auf Krücken laufen sollen, nach 6 Tagen habe ich die Dinger ins Eck geschmissen, mich zusammengerissen und bin unter fürchterlichen Schmerzen aus Thailand raus und in Borneo reingehumpelt.
Borneo war Seelenfutter, denn da habe ich meine Traveller-Eltern getroffen und wir haben uns eine verdammt gute Zeit zusammen gemacht. Dem Kopf ging es danach besser und dem Fuß ebenfalls. Und so konnte ich nach Bali.
Mai
Bali stand unter keinem guten Stern. Allein meine Einreise lief so was von desaströs, dass ich bereits am zweiten Tag nach meiner Ankunft mit einem Puls von 800 in meiner Bude saß und mich gefragt hab, was diese gottverdammte Scheiße eigentlich soll. Das Augenlid hatte auch schon gezuckt und ich wäre fast geplatzt vor Wut. Der komplette Bali Plan ging überhaupt nicht auf, letzten Endes habe ich im Schnelldurchlauf alles abgearbeitet, weil ich einfach nur nach Hause wollte.
Zwischenzeitlich war ich kurz in Singapur, was meiner chaotischen Bali-Einreise anzulasten ist. Visarun und so.
Juni
Ich war an meinem letzten Strand angekommen und habe mein Abschlussvideo gedreht. Danach hab ich mir sofort einen Flug gebucht und saß einen Tag später im Flieger. Von Bali über Kuala Lumpur und Muskat ging es nach München, wo ich meinen Eltern in die Arme gefallen bin. Aus 6 Wochen wurden somit 6 Monate und da ich mental nicht wirklich auf so eine lange Reise vorbereitet war, war es in der letzten Zeit einfach das Heimweh, das mir meinen Aufenthalt versaut hat. Außerdem hatte ich mir kurzzeitig überlegt, dass es bestimmt gut wäre, nach Hause zu fliegen und meine alte Beziehung nochmal aufzuwärmen. Herzschmerz war quasi auch noch dabei. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich die Idee, dass das wieder wird und wir bestimmt ab Herbst gemeinsam mit einem Bus durch Südamerika fahren. Hat null geklappt.
Juli
Man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Hab ich im Juli ungefähr 20 mal gemacht und war komplett im Arsch. War aber halb so wild, da ich bereits Ende des Monats spontan wieder unterwegs war, und zwar an der Ostsee. Da ich vor Ort bei meiner Lieblingsfreundin nächtigen konnte, war das eine äußerst schöne, entspannte Zeit mit meiner schönen Arbeit und meiner tollen Freundin. Eines kann ich aber abschließend zum Ostseethema sagen: Ich möchte nie wieder mit einer Kamera an einem FKK-Strand arbeiten.
August
Mein Sommermonat, den ich unbedingt daheim verbringen wollte. Selten so viel Raven gewesen, da hab ich ganz schön auf die Kacke gehauen. Zu Recht, wie ich finde, denn gar so oft sehe ich meine Freunde dann ja auch nicht. Beim Raven ist eine kleine Summer-Love-Story entstanden, die ging von 0 auf 100 auf 0. Wettertechnisch habe ich im August zu Hause wohl das schlechteste seit Jahren erwischt, was mir aber egal war. Ich kam ja grad aus der Sonne.
September
Nachdem ich Mitte September schon seit geschlagenen 6 Wochen nicht mehr am Strand gearbeitet habe, hatte ich spontan in Berlin angerufen um zu fragen, wo ich denn grad was machen könnte. 3 Tage später ging es mit meinem uralten Polo durch Österreich und Slowenien, bis ich final in Kroatien rausgekommen bin. Kroatien war zwar nice, aber hier hat mir mein Auto einen Strich durch die Rechnung gemacht. Unwissend bin ich mit einem kaputten Radlager wunderschöne Serpentinen an der Küste entlang gefahren. Toll war das, hätte aber tatsächlich gewaltig in die Hose gehen können.
Oktober
Vor Ort gab es Besuch von meiner Summer-Love-Story. Und schon war die Story zu Ende. Piff Paff Peng, no more details. Auf dem Rückweg von Kroatien gab es noch einen Stop-Over in Slowenien, Ljubilja. Dort habe mir kurz vor knapp noch mein Auto abschleppen lasse, da ich Nachts unwissend auf einem Bewohnerparkplatz geparkt hatte. Diesen Moment, in dem ich frühs abfahrbereit aus dem Hotel kam und in diese leere Parklücke gestiert habe – ich werde ihn niemals vergessen. Das hat das Kraut gar fett gemacht. Den restlichen Oktober habe ich auf meinem Sofa verbracht und schon mal damit angefangen, die letzten Monate irgendwie zu verarbeiten. Einfach mal ein paar Gänge zurück schalten.
November
Im November kann man bei mir eigentlich jedes Jahr die Uhr danach stellen. Winterblues halt. Pünktlich zum 1. bin ich heulend durch die Nürnberger Südstadt gerannt, im Regen, mit Jogginghose. Wie ein Assi. Der ganze Monat war so gesehen echt kein Guter, für eine kleine Erheiterung hat allerdings mein Mitbewohner gesorgt: Mit vereinten Kräften haben wir das einzig Richtige getan und eine Bar in unser Wohnzimmer gebaut. Ihr wisst, wo ihr mich findet!
Dezember
Nachdem ich in den letzten Jahren zu Weihnachten stets ausgeflogen war – Mexiko, Laos, Thailand – war es mir eine Herzensangelegenheit, endlich mal wieder zu Hause zu sein. Und zwar mit meinen Eltern, denn diese waren in den vorangegangenen Jahren zu Heiligabend in Vietnam und Kambodscha. Wurde echt mal Zeit, dass das klappt. Diese ganze Weihnachts-Dezember-Geschichte war zwar mal schön, in Hinblick auf unsere völlig überfüllte Innenstadt war mir aber trotzdem relativ schnell bewusst, warum ich sonst immer abgehauen bin. Meine Güte ist das stressig. Wäre das Polizeiaufgebot am Nürnberger Christkindlesmarkt nicht so groß, ich wäre mit einer brennenden Fackel einmal über den ganzen Hauptmarkt gerannt und hätte laut gebrüllt. In Hinblick darauf, was dieses Jahr in dieser kranken Welt alles passiert ist, wäre das aber sicherlich keine gute Idee gewesen und hätte vermutlich zu einem sehr unschönen Jahresabschluss geführt. So gab es nun ein paar besinnliche Tage, schöne Geschenke, tolles Essen – und das alles im Kreis meiner winzigen Familie.
Es war schön. Und während ich diese Zeilen lese, in denen ich ein Jahr Revue passieren lassen habe, komme ich zu dem Entschluss, dass das die einzig richtige Entscheidung war. Weihnachten mit den Lieben.
Fazit
Was war das für 1 Jahr? Es stimmt, es war ein geiles Jahr. Aber eben auch ein anstrengendes. Einige würden vielleicht tauschen wollen, viele andere würden sich einfach nur an den Kopf langen. Zu Recht, wie ich finde. Für das nächste Jahr habe ich diesmal keine guten Vorsätze, da ich nicht gleich zu Beginn von mir selbst enttäuscht sein will, wenn irgendwas nicht klappt. Aber ich habe einige Wünsche. Mehr Ruhe und Gelassenheit, mehr Stabilität. Stabilität im Herz & Kopf, Stabilität auf dem Konto. Es gibt bereits einige Ideen und Pläne, die reichen so grob bis April. Doch diese möchte ich heute noch nicht preisgeben. Ich für meinen Teil werde sie auf einen Zettel schreiben und in eine Schublade stecken. Dann hol ich den Zettel im April raus, sehe mir an, was ich geschrieben habe und reflektiere, ob die Umsetzung geklappt hat. Bin schon total gespannt! Euch allen wünsche ich nur das Beste, einen guten Rutsch und ein geiles, nächstes Jahr!
https://www.youtube.com/watch?v=steddPly7Ck
Ich wünsche dir ein wunderbar leichtes Jahr, egal ob in der Heimat oder im Ausland.
LG Regi
Geiler Beat 🙂 Wird direkt in die nächste Reise-Playlist aufgenommen!
Hey,
Happy New Year!
Dein Blog ist sehr interessant, du erlebt echt viel. Aber so wirklich glücklich scheint es dich nicht zu machen.
Für dein:
„Mehr Ruhe und Gelassenheit, mehr Stabilität. Stabilität im Herz & Kopf, Stabilität auf dem Konto.“ hätte ich vllt. was anzubieten.
Bin jetzt seit 17 Monaten auf der Suche danach – probiere einfach mal Meditation aus. Mir hat es sehr geholfen!
Sieh einfach ob es etwas für dich ist.
Für mehr Infos check einfach mal meinen blog oder schreib mir ne mail.
Oder lass es einfach. Es ist deine Entscheidung ; D
genieße den Schnee & habe ein tolles Jahr
Hi Marco,
da sagst du was – habe tatsächlich drüber nachgedacht, mal mit Yoga und Meditation anzufangen. Ich stehe schon wieder kurz vor der nächsten Reise, die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Wenn ich den Meditations-Gedanken nochmal aufgreife, meld ich mich nochmal bei dir.
P.S: Cooler Blog 🙂